Die Einsätze des Kölner Notfallcontainers

Einsatz Stadtarchiv Stolberg

Auf Initiative der Kölner Feuerwehr hat der Notfallverbund Kölner Archive und Bibliotheken wenige Tage nach der Flutkatastrophe bereits in Stolberg geholfen. Eine erste Sichtung der Lage vor Ort fand bereits am Samstag, dem 17. Juli 2021 statt. Montags darauf wurde unser Abrollcontainer nach Stolberg gebracht.

Aufgabe war, Archivalien aus einem Kellermagazin einer Erstversorgung, d.h. Reinigung zu unterziehen. Der Keller, der als Außenmagazin des Stadtarchivs Stolberg genutzt wurde, befand sich in einem Seniorenheim, gelegen in einer recht schmalen Gasse. Nachdem dieser bis zur Decke vollgelaufenen Keller leergepumpt und der Abrollcontainer gegenüber dem Hauseingang von der Kölner Feuerwehr aufgestellt, die Versorgung mit Wasser seitens der Stolberger Feuerwehr eingerichtet worden war, konnte die Arbeit beginnen.

Das Foto zeigt die Pressemitteilung der Kupferstadt Stolberg zum AB Kulturschutz der Feierwehr Köln bei der Hilfe der Sicherung des Kulturguts des Kupferstadt Stolberg

Am Dienstag, fand dort der Pressetermin mit dem Bürgermeister der Stadt Stolberg. Freiwillige Helfer unterstützten das Team, das von Corinne Henderson, Restauratorin des Historischen Archivs der Stadt Köln angeleitet wurde. Der Notfallcontainer erwies sich als perfekte Lösung, insbesondere für den schwer zugänglichen, da engen Bereich vor dem betroffenen Kellerarchiv.

Das Foto zeigt einen überfluteten Keller des Ausweichmagazins des Stadtarchivs Stolberg

Wie sich herausstellte, wurden auch museale Objekte aus dem verschlammten Magazin geborgen, die dort aufgrund von Baumaßnahmen in den eigentlichen Gebäuden vorübergehend untergestellt worden waren. Diese Objekte wurden zunächst ins Rathaus gebracht. Die Archivalien, vornehmlich Aktenordner und Pläne, wurden im Container und unter den beiden Pavillons des Kölner Notfallverbunds, die zum Inventar des Containers gehören, vorsichtig abgespült, d.h. vom gröbsten Schmutz befreit und anschließend in Folie eingestretcht. Nach dem Durchlaufen dieses Workflows wurden die versorgten Materialien an der Rückseite des Containers auf Palletten für den Abtransport zur Einfrierung gestapelt.

Die Bergungsarbeiten endeten nach einer Woche, am Samstagabend des 24. Juli. Die Kölner Feuerwehr holte den Notfallcontainer wieder nach Hause.

Das Foto zeigt verschlammte Dokumente nach der Überschwemmung im Stadtarchiv Stolberg

Fazit ist: Der Kölner Notfallcontainer hat diese erste Bewährungsprobe glänzend bestanden. Wir haben bei diesem Einsatz mehr lernen können als in jeder „Trockenübung“. Die Erkenntnisse, die wir aus der Einsatzwoche mitgenommen haben, führen nun zur Optimierung des Notfallcontainers. So werden z.B. die beiden Arbeitsplätze zur Trockenreinigung in weitere Spülstationen umgebaut, da wir aufgrund der klimatischen Bedingungen auch in Zukunft mit den Folgen von Starkregenereignissen rechnen müssen.

Das Foto zeigt zwei freiwillige Helferinnen bei der Erstversorgung von verschlammten Dokumenten durch Nassreinigung im Notfallcontainer

Die Corona-Pandemie hatte es bis dahin verhindert, dass wir mit und im Notfallcontainer üben konnten. Der Einsatz in Stolberg bedeutet demnach, dass on the fly-Arbeiten im Echtbetrieb unter den Maßgaben des Covid19-Schutzes, d.h. im Container eingesetzte Helfer trugen FFP2-Masken.

Das Foto zeigt ein Einsatzteam der Erstversorgung

Einsatz Städtemuseum Bad Neuenahr/Ahrweiler

Der zweite Einsatz des frisch gereinigten Notfallcontainers fand aufgrund eines Amtshilfegesuchs statt. Nach reiflicher Überlegung wurde beschlossen, den Container nicht in das Krisengebiet an die Ahr zu bringen, sondern geborgene Objekte in Köln zu versorgen. Dazu wurden der Notfallcontainer und die beiden Pavillons auf dem Parkplatz vor dem Historischen Archiv aufgebaut. Kolleg:innen der Feuerwehr Weimar / Kulturgutschutz Thüringen, die über ein klimatisiertes Spezialfahrzeug zur Kulturgutrettung verfügen, transportierten die völlig verschlammten Objekte an drei Tagen (Fr.-So., 30.7.-1.8.) nach Köln.

Angeliefert wurden neben Flachware wie Bildern und Fotos auch hölzerne Gegenstände, museale Artefakte aus Keramik, Glas und Textilien, die aus einem Depot in einer Tiefgarage gerettet worden waren. Die Bilder wurden weitestgehend von einem Team der Technischen Hochschule versorgt, Artefakte die wir in Köln nicht versorgen konnten, wurden an entsprechende Stellen weitergeleitet anderes, wie in mittlerweile bewährter Weise erprobt, konnte versorgt werden.

Die direkte Nähe zum gerade bezogenen Stadtarchiv ermöglichte uns, gleich dort einige Objekte einzufrieren. Alle anderen wurden, wie auch die Stolberger Archivalien, abtransportiert und bei einer Firma in Troisdorf eingefroren.

Die Zusammenarbeit der beiden Versorgungstrupps mit den jeweils eingesetzten Fahrzeugen erwies ich in diesem Fall als sehr gute Lösung.

Einsatz Stadtarchiv in Leichlingen

Für die Bergung der im Keller des Leichlinger Rathauses abgesoffenen Archivalien organisierte der Kölner Notfallverbund rund ein Dutzend freiwillige Helfer und koordinierte vor Ort den Aufbau einer „Versorgungsstraße“, d.h. mithilfe des Leichlinger Bauamtes, der Feuerwehr und einem ansässigen Getränkehändler, gelang es, am Versorgungsort vor einer leerstehenden Schule, genügend Wasseranschlüsse, Zelte und Tische zu besorgen, die für die Reinigung und Erfassung nötig waren.

Dr. Christiane Hoffrath, Vorsitzende des Notfallverbund
Kölner Archive und Bibliotheken, Juli 2021

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